Heiliger Ansgar von Bremen

Ansgar wurde 801 in Nordfrankreich geboren. Als Benediktinermönch der Abtei Corbie (bei Amiens in Frankreich) gründete er 822 mit anderen Mönchen ein neues Kloster an der Weser, das Kloster Corvey (bei Höxter in Westfalen). Er unternahm zahlreiche Missionsreisen nach Norddeutschland, Dänemark und Schweden.
Im Jahr 832 bzw. 834 wurde Ansgar als Missionsbischof nach Norddeutschland gesandt. Er sollte in der Hammaburg, einem kleinen Handelsplatz an der Elbe, einen Missionsstützpunkt errichten. Ansgar ließ hier eine hölzerne Kirche bauen, die der Gottesmutter Maria geweiht wurde, die erste Marienkirche in Hamburg. Ihre Reste vermuten Archäologen unter dem Chorbereich von St. Petri. Doch der aufblühende Handelsplatz an der Elbe erweckte räuberische Begehrlichkeiten: Im Jahr 845 überfielen die Wikinger die Hammaburg und brannten sie nieder. Auch die kleine Marienkirche fiel den Plünderern zum Opfer. Ansgar musste Hals über Kopf fliehen, zunächst nach Ramelsloh, später ins vergleichsweise sichere Bremen. Weitere Missionsreisen folgen. In Bremen wurde er 864 Erzbischof des nunmehr zusammengelegten Doppelbistums Hamburg-Bremen. Er starb am 3.2.865 in Bremen und wurde im Bremer Dom beigesetzt, eine Grabplatte im Dom erinnert heute daran.

Lebenslauf des hl. Ansgar

801Picardie Frankreichgeboren, früh verwaist.
806-822Kloster CorbieKlosterschule, Benediktinermönch, Lehrer.
822Kloster CorveyAnsgar gründet mit elf anderen Mönchen aus Corbie ein neues Kloster an der Weser. Leiter der Klosterschule in Corvey. (bei Höxter)
826IngelheimKönig Ludwig der Fromme beauftragt ihn, den in Mainz getauften Dänen-König Harald Klak zu begleiten. Dieser flieht jedoch nach Friesland.
827-829DänemarkMission bei den Dänen, zusammen mit Mönch Autbert. Nach dessen Tod Ostern 829 kehrt Ansgar nach Friesland zurück, wohl nach Rüstringen.
829WormsAuftrag Kaiser Ludwigs des Frommen zur Schwedenmission.
829-831SchwedenReise mit dem Schiff bzw. zu Fuß nach Birka [Björkö] im Mälaren-See, dort im Jahr 830 Begegnung mit König Björn.
Nov 831Diedenhofen [Thionville]Kaiser Ludwig der Fromme lässt Ansgar auf dem Reichstag durch die Bischöfe Drogo von Metz, Ebo von Reims u.a. zum Missions­bischof für den „Norden jenseits der Elbe“ weihen. Ansgar erhält die Siedlung Turholt [Torhout] (Flandern) zur Unterstützung der Mission zugesprochen.
832RomPapst Gregor IV. empfängt Bischof Ansgar und ernennt ihn zum päpstlichen Legaten für den Norden. Ansgar empfängt das Pallium.
832HamburgGründung einer Schule und eines Klosters, Bau einer Marien-Kirche; Drogo von Metz weiht Gauzbert [Gosbert] zum Missionsbischof für Schweden.
832Schleswig [Haitabu]Mission unter dem Schutz des dänischen Königs Horik I.
834HamburgLudwig der Fromme stellt die Stiftungsurkunde für das Bistum Hamburg aus und setzt Ansgar offiziell als Bischof von Hamburg ein.
843HamburgReichsteilung, Aberkennung der finanziellen Unterstützung durch das Gut Turholt [Torhout] (Flandern).
845RamelslohWikinger plündern Hamburg. Ansgar flieht, zunächst nach Bremen, dann nach Ramelsloh, gründet ein Notkloster.
847 Die Synode von Mainz bestätigt Ansgar als Bischof von Bremen.
849SchleswigKirchengründung
849DänemarkKirchengründung Ripen [Ribe]
851-853SchwedenBegegnung mit König Olaf, Kirchengründung in Birka und Bau einer Missions­station in Sigtuna
853DänemarkBegegnung mit König Horik II. und Bekehrung des Königs
864BremenUmbau des Doms, Gründung von drei Klöstern. Zerstörung Hamburgs durch die Normannen. Bestätigung als Erzbischof von Hamburg-Bremen durch Papst Nikolaus I.
865BremenTod nach langer Krankheit am 3.2.865.

Die Urkunden über die Stiftung des Bistums von 834 und die Bestätigung des Erzbistum Hamburg-Bremen von 864 sind nachträglich verändert worden. Eine formelle Gründung des Erzbistums Hamburg-Bremen ist erst 893 unter Papst Formosus belegt.

Links

Literaturliste zum hl. Ansgar von Christian Modemann SJ

Gebet zum hl. Ansgar von Bischof Ludwig Averkamp (dt.)

Die frühmittelalteriche peregrinatio und ihre Aufnahme beim heiligen Ansgar – Seminararbeit (1995) von Christian Modemann SJ

13 Dinge, die man wissen sollte (engl.)

Hymnus zum Fest des hl. Ansgar, aus einem liturgischen Buch in der schwedischen Kirche in Uppsala

„In meinem Leben habe ich keinen so edlen Mann gesehen und in keinem Sterblichen so viel Treue gefunden wie in Ansgar.“

Horik II., König von Dänemark

Erinnerungen an Ansgar in Hamburg

A Reliquien

St. Ansgar („Kleiner Michel“): Ansgar-Reliquie (Elle des Unterarms) in einem 1865 zur 1000-Jahr-Feier angefertigten neugotischen Reliquiar, seitdem in Hamburg, im Altar der Kirche.

St. Mariendom (Kathedralkirche des Erzbistum Hamburg): Ansgar-Reliquie (ein Oberschenkel- und ein Schienbeinknochen) in einem Reliquiar in Form eines Köchers mit Pfeilen, 1982 vom Kölner Goldschmied Klaus Balke geschaffen (Kupferblech, mit Gold und Silber überzogen). Auf dem wie eine Verschnürung gestalteten Trägergurt steht: St. Ansgar – ora pro nobis (Heiliger Ansgar, bitte für uns!). Eine kleine Statue krönt den Glasschrein. Ansgar ist dargestellt im Ordenskleid des Benediktiners. Die Mitra kennzeichnet ihn als Bischof; der Hirtenstab ist zum Wanderstab geworden, den missionarischen Aufbruch anzeigend. Der Schrein steht seit 2011 als eine Dauerleihgabe aus dem Hildesheimer Domschatz im südlichen Seitenschiff des Doms.

B Bildnisse

Hauptkirche St. Petri, Außenwand des linken Seitenschiffs: Tafelbild von Hans Bornemann, gemalt um 1457 (laut Inschrift renoviert 1668). Es hing bis zum Abriss 1806 im alten Hamburger Mariendom. Ansgar im Bischofsornat, mit dem Modell der Domkirche dar. Sie wurde von Dompropst Johan Middelman für den Hamburger Dom in Auftrag gegeben, der als Stifter links vor dem Heiligen Ansgar kniet. Das Tafelbild wurde bei einer Renovierung 1668 durch Übermalung verändert. Eine Kopie, die die originale Fassung rekonstruiert, hängt seit 2004 im St. Marien-Dom des Erzbistums Hamburg.


Hauptkirche St. Petri, über dem Lesepult am rechten Chorpfeiler: fast lebensgroße Holzskulptur (um 1498), die dem Umkreis Bernt Notkes zugeschrieben wird. Der hl. Ansgar wird mit ernsten und sehr markanten Gesichtszügen dargestellt. Er trägt die Insignien seiner Bischofswürde: mit Perlen geschmückte Mitra, Bischofsstab, Pontifikalhandschuhe mit Bischofsringen und den Chormantel. In der linken Hand hält Ansgar ein großes Kirchenmodell, das den Hamburger Dom repräsentieren soll. Auch dieses Kunstwerk stammt aus dem alten Hamburger Dom.


Trostbrücke (= Verbindung zwischen der Hammaburg St. Ansgars und der Neuen Burg der Schauenburger): Standbild des hl. Ansgar, ihm gegenüber Graf Adolph III. von Schauenburg. Figuren aus rotem Mainsandstein, 1881/1883 von Engelbert Pfeiffer geschaffen. Ansgar ist dargestellt im Bischofsgewand mit dem Modell des (erst lange nach ihm so ausgebauten) Domes.


Brooksbrücke, in der Speicherstadt, eine der ältesten Brücken Hamburgs: auf den nördlichen Brückenpfeilern seit 1888 die Figuren Germania und Hammonia (im 2. Weltkrieg zerstört). Seit 2006 auf den vier Pfeiler die Statuen von St. Ansgar, Barbarossa, Europa und Hammonia. Alle vier Bronze-Skulpturen wurden von dem in Hamburg geborenen Bildhauer Jörg Plickat entworfen und gestaltet.
Hansa-Brunnen auf dem Hansaplatz: Standbild des hl. Ansgar, neben denen von Kaiser Konstantin, Karl d. Gr. und Adolf III. von Schauenburg. Am Sockel die Inschrift: „Errichtet von der hanseatischen Baugesellschaft, ausgeführt von Engelbert Pfeiffer, dem Staate übergeben am 10ten Juli 1878.“

Fassade des Hamburger Rathauses zum Ehrenhof mit dem Hygieia-Brunnen: Statue von St. Ansgar mit Bischofsstab und Dommodell aus Sandstein, zur Erinnerung an die große Cholera-Epidemie von 1892. Jeweils unter einer Ädikula stehen sechs um die Stadt verdiente geistliche und weltliche Fürsten: neben Ansgar (831-865) sind es die Bischöfe Adaldag (936-988) und Adalbert (1043-1072), sowie Heinrich der Löwe, Adolf III. und Adolf IV. von Schauenburg. Alle Figuren wurden von Arthur Bone (1868-1905) ausgeführt.

Fassade des Hauses Ferdinandstr. 65: Sandsteinfigur des hl. Ansgar (daneben Karl d. Gr.). Das Haus wurde 1843-44 nach dem großen Hamburger Brand von Theodor Bülau im Stil hanseatischer Backsteingotik erbaut; die Statue sie stammt von Bildhauer Franz Bernhard Schiller (1815-1857).

Festsaal des Hamburger Rathauses: Eines der fünf 1909 von Hugo Vogel vollendeten Kolossalgemälde zeigt die Ankunft von Ansgar in Hamburg mit den Reliquien der heiligen Sixtus und Sinnicius.

Turm der St.-Nicolai-Ruine am Hopfenmarkt: Ansgar-Statue über dem nördlichen Seitenausgang des Turmes. St. Ansgar schaut in die Richtung seines Missionsgebietes nach Norden schaut.

Eingangshalle der Katholischen Reha-Klinik im Krankenhaus Wilhelmsburg „Groß Sand“: Bronzestatue des hl. Ansgar, 1996 aufgestellt. Künstler Heinrich G. Bücker (Beckum in Westfalen) stellt den jungen Ansgar und späteren Bischof in einem Schiff dar, zusammen mit dem Mönch Autbert aus Corvey. Die beiden Missionare begleiteten den Dänenkönig Harald.

Hauptkirche St. Nikolai, Klosterstern: Druckstock vom hl. Ansgar (1965) von HAP Gries-haber. Ansgar steht als hohe Missionarsgestalt auf einem Schiffsbug vor dem brennenden Hamburg. Damit wird an den Wikingerüberfall auf Hamburg und die Zerstörung von Ansgars Gründung im Jahre 845 erinnert, aber auch an die vielen Katastrophen der weiteren Stadtgeschichte bis in unser Jahrhundert.
Ukrainisch-katholische Allerheiligen-Kirche in Hamburg-Neuwiedenthal: Ikonen-fresko. Der heilige Ansgar kommt mit seinem Schiff als Missionar vor die Tore Hamburgs.

Domplatz, St. Mariendom: Denkmal des heiligen Ansgar, vor dem Katholikentag 2000 in Hamburg aufgestellt. Das Werk des Mainzer Künstlers Karl-Heinz Oswald ist ein Geschenk des Bistums Mainz an das Erzbistum Hamburg. Oswald hat bei der Gestaltung auf alles Triumphale und Verklärende verzichtet. Sein Ansgar in Mönchskutte ist das „Bild eines Glaubenden“, eines „ganz normalen Menschen“. Das Material Eisen unterstreicht das Bodenständige dieser Figur.

Skulptur des Hl. Ansgar (Hamburg)

C Kirchen / Patrozinien

Kath. St. Ansgar und St. Bernhard („Kleiner Michel“): Die Kirche wurde bei ihrer „Katholisierung“ am 3.2.1811 dem hl. Ansgar geweiht; seit dem Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg auch dem hl. Bernhard von Clairvaux. In der Kirche gibt es eine Ansgar-Statue, die 1865 schon vorhanden war; 1987 wurde sie in den ursprünglichen Farben restauriert.

Kath. St. Ansgar in Hamburg-Niendorf: 1933/1934 von Architekt Johannes Kamps als Kapelle und 1961/1962 von Architekt Karlheinz Bargholz als Kirche umgebaut, 2012 von Architekt Andreas Rowold erweitert und renoviert. Terracotta-Statue des Heiligen von Hans Hansen (1931) heute am Eingang zum Pfarrhaus. Auch die Türdrücker am Kirchenportal zeigen Darstellungen zum Wirken von St. Ansgar.
Kath. Kapelle des Hamburger Ansgarhauses (Schmilinskystraße): 1996 von Erzbischof Dr. Ludwig Averkamp feierlich eingeweiht. Im Fuß des Altares wurden Reliquienpartikel des hl. Ansgar (ein Geschenk aus Hildesheim) und des seligen Niels Stensen eingelassen.

Ev.-Luth. Ansgar-Kirche in Othmarschen (Griegstraße): 1965 fertiggestellt nach Plänen des Architekten Otto Andersen.

Ev.-Luth. Kirchengemeinde Ansgar in Hamburg-Langenhorn, 1929/30 durch die Architekten Hermann Geißler und Otto Wilkening erbaut. Am Gemeindehaus (Wördenmoorweg 22) ist Ansgar als bischöflicher Lehrer mit Schülern, Novizen oder Mönchen dargestellt. Das Relief „Der lehrende Ansgar“ stammt von dem Bildhauer Karl-Heinz Engelin (1924-1986). Hinter der Kirche liegt (an der Straße Reekamp) das der Diakonie-Stiftung zugehörige „Altenzentrum Ansgar“.

D Weitere Orte

St.-Anschar-Platz in der Nähe des Gänsemarktes: Dort baute 1860 eine freikirchliche Gemeinde die St.-Anschar-Kapelle (Valentinskamp 20). Der Entwurf der Kapelle stammte von Carl Heinrich Remé. Die Kapelle wurde Ende der 1960er Jahre abgerissen. Der Platz wurde Ende der 80-er Jahre neugestaltet; daneben: Valentinskamp 18, Geschäftshaus mit dem Namen „Ansgarhof“ (1987) – Die Kirchengemeinde St. Anschar hatte von Anfang an eine starke diakonische Ausrichtung. 1886 gründete sie als „Kolonie der Barmherzigkeit“ unweit des damaligen Dorfes Eppendorf die Anscharhöhe, in der Alte, Behinderte und Kranke wohnten; heute: Stiftung Anscharhöhe, Tarpenbekstraße 107. Dort in der St.-Anschar-Kirche steht auch eine Ansgar-Statue. Die Gemeinde gehört seit 1971 wieder zur Hamburger Landes¬kirche.

Kinderheim St.-Ansgar-Stift in Hamburg-Ottensen (Bei der Reitbahn). In der zugehörigen Kapelle findet sich ein Ansgarbild von Krohn (Telgte, 1965).
St.-Ansgar-Schule, Borgfelde (Bürgerweide 33): kath. Gymnasium. Von 1946-1993 wurde die Schule sie von Patres der Gesellschaft Jesu geleitet. In der Schule gibt es mehrere Darstellungen des hl. Ansgar.

Anskar-Kirche Deutschland e. V. (AKD): eine christliche Freikirche, die 1988 von dem ehemals lutherischen Pastor Wolfram Kopfermann in Hamburg nach dessen Kirchenaustritt gegründet wurde. Sie versteht sich selbst evangelikalen und der charismatischen Bewegung zugehörig. Es gibt eine Gemeinde in Barmbek (www.anskar-hamburg.de) und eine in Schenefeld (www.anskar-west.de)

aus: Sanders, Wilm: Die Reliquien des hl. Ansgar und seine Verehrung. In: Verein für katholische Kirchengeschichte in Hamburg und Schleswig-Holstein e.V. (Hg.): Beiträge und Mitteilungen. Band 6 (Nordalbingensia sacra 6). Husum 1999, 127–166; überarbeitet und aktualisiert von Christian Modemann SJ, 23.12.2022.